Freitag, 28. November 2014

Experimentallisten erziehen - und wie stehen Kinder dazu?

           Martha und ihr Sohn Samuel leben mit anderen Familien auf dem Bauernhof. Es gibt dort eine Gemeinschaftsküche, wo alle zum kochen und zum essen kommen. Die Wiese ist ständig für die Kinder zugänglich, wo sie auch gerne spielen. Oder im Treppenhaus. Martha und Samuel teilen sich ein Zimmer, halten dort beide aber fast nur über die Nacht auf.
Tagsüber arbeitet Martha in einem Yoga-Zentrum als Lebens- und Ernährungsberaterin. Es ist nur ein Halbtagsjob, mit dem Gehalt ist sie aber mehr als zufrieden. Wenn sie arbeitet, geht Samuel in den Waldkindergarten, aber nur für drei Tage in der Woche. An den anderen zwei Tagen nimmt ihn Martha mit in die Arbeit. Dort hat er sein Spielzeug oder beschäftigt sich mit Zeichnen. Manchmal lässt ihn Martha die Geschichten für Kinder auf You-Tube anschauen. Das Yoga-Zentrum hat auch ein Hinterhof, wo Marthas´ Sohn spielen darf.
Nach der Arbeit verbringen sie noch zusammen Zeit in der Stadt. Dank dem, dass sich Martha noch in der Studienzeit ein Auto verschaffen hat, sind sie nicht an den Zug gebunden. Dann gehen sie zusammen essen oder besuchen eine Freundin oder Großeltern. Alle haben Samuel gerne und das freut Martha. Am Abend, wenn sie noch nicht nach hause wollen, gehen sie noch zusammen zu einem Konzert, ins Kino oder zu einer Ausstellung. Dienstags hat Samuel Fußball. Dort bleibt auch Martha dabei und schaut sich sein Spiel an.
Martha ist eine experimentelle Mutter. Für sie ist es wichtig, dass ihr Kind aktiven Teil an ihrem Leben nimmt. Von ihrem Job erwartet sie, dass er vielseitig ist und diverse Teile der Persönlichkeit stärkt. Das selbe wünscht sie sich auch für den Samuel und seine Zukunft. Ein interessantes, abwechslungsreiches Leben zu führen, wo man seine Leidenschaften auslebt, ist für sie wichtiger, als dem Kind einen Tag mit exakten Rahmen zu organisieren. Ihr Ziel ist es, sich eine partnerschaftliche Beziehung mit ihrem Sohn auszuarbeiten, so dass man mit ihm später noch was trinken oder shoppen gehen kann.

Wir als Experimentallisten neigen immer öfters zur Familiengründung. Ob für diesen Partnerschaftliche Erziehungsstiel, wo niemand ein Beispiel bekommt, dass man mal auch für jemand Entscheidungen treffen muss und wo ein Erwachsene sich mal auch nur mit sich selbst zu beschäftigen braucht, also sich die Zeit nur für sich nehmen sollte, wo wir uns mehr als einen Partner als ein Vorbild sehen, unsere Kindern als Erwachsene uns lieben oder hassen werden, wird sich dann wohl zeigen.

Freitag, 21. November 2014

Familie mal anders

              Im Deutschunterricht passiert heute das Gedichte-Lesen. Martin sitzt in der dritten Reihe und hört zu. Die Lehrerin ließt aus dem Unterrichtsbuch vor:
´´Wenn Mama und Papa nach Hause kommen, freuen wir uns, ich und Anna. Papa ließt uns eine Geschichte vor und Mama deckt den Tisch. Heute gibt es Rostbraten. Wenn Papa uns vorgelesen hat, setzen wir uns zusammen. Bevor wir essen, betten wir und bedanken uns bei dem Gott für unsere Mahl Zeit. Nach dem essen räumt Mama auf und Papa lässt uns ein bisschen draußen zu spielen. Dann machen wir die Hausaufgaben. Bald wird es die Schlafzeit und Mama kommt erst zu Anna ins Zimmer, dann zu mit. Wir sagen ´´Gute Nacht´´.´´
Martin schaut aus dem Klassenzimmer-Fenster. Draußen liegt Schnee. Die Geschichten aus dem Deutschunterricht mögen zu Hause Birgit und Julia nicht. Sie sagen dann immer, dass es ein Klischee ist und Martin sollte Märchen von Michael Ende lieber lesen. Als Martin heute nach Hause kommen wird, wird Julia noch nicht mit ihrer Arbeit fertig sein und er bekommt als erste ein Stück Brot mit Schinken. Danach kommt Birgit und es wird gekocht. Birgit will kein Fleisch zubereiten und es gibt ein Eintopf stattdessen. Martin liebt die Eintöpfe von Birgit. Nach dem Essen übt Julia mit Martin Klavier. Dann darf er noch mit einem Freund spielen und dann wird es gelernt.
Später muss Birgit noch ihre Büroarbeit machen und beim Anziehen hilft Martin Julia. Sie macht auch das Licht im Zimmer aus, sagt ´´gute Nacht´´ und schließt die Tür.

In der Schule sind Kinder normalerweise mit dem Bild einer weißen, deutschen, heterosexuellen Familie mit wenig Kindern konfrontiert, wobei dieses Vorbild immer noch als der einzige der glücklichen Familie gilt. Andere Lebensformen, wie Homosexuelle Ehe, Patchwork- oder WG-Familien werden im Unterricht so gut wie gar nicht erwähnt. Anbei gibt es immer mehr von solchen Familien und dass die Kinder später ihre Lebensform in der sie glücklich sind als abnormal sehen müssen, ist eine beängstigende Tatsache.

Montag, 17. November 2014

Blätter im Wind

            In dem Moment, in dem Lars aufwachte, hat der neblige Morgen erst angefangen. Um die Jahreszeit fing er gerade dann an, wenn die innere Uhr den Menschen sagte, dass es schon an die Zeit wäre, langsam sich aus der Bettwäsche herauszukriechen und die erste Zigarette anzuzünden. Dies tat auch Lars. Er stand auf und ging zum Fenster. Da er es nicht gerne hatte, in einem angerauchten Zimmer zu sitzen, öffnete er als erstes das Fenster. Das Kalte Luft kam ins Zimmer hinein. Er mochte dieses Kalte Luft auf der nackten Haut zu spüren. Er fühlte sich, als ob er auf einem Eisberg aufgewacht wäre und atmete hungrig diese Kälte ein. So rauchte er seine Zigarette um den restlichen Schlaf von seinen Schultern abzubekommen.
Als er die Zigarette fertig rauchte, schaute er erst mal auf die Uhr. 7.30. Um 10 Uhr sollte seine Schicht im Stadtteil der Träume anfangen. Noch gerade genug Zeit einen Kaffee zu trinken, dachte Lars, und ging in die Küche. Dort stellte er das Wasser auf den Herd und fing an das Brot zu vorbereiten.
Das Brot vorbereitete er immer sehr sorgfältig. Es sollte ja für alle drei Pausen reichen und reichlich belegt sein, damit es ihm bei der Arbeit an Nahrung nicht fehlte. Dafür nahm er immer etwa Schinken, Käse, Fisch und Salat. Die Brote beschmierte er auch mit genügend Butter damit er mit Fett versorgt war. Er machte sich keine Sorgen, dass er vielleicht zu viel zu essen mitnahm, es wird sich schließlich jemand finden, mit dem er seine Mahlzeit teilen wird. Und da Lars ein von wenigen war, die seine Brote in der Ruhe vorbereiten durften, nahm er immer etwas mehr davon in die Arbeit mit.

Der Weg in den Stadtteil der Träume von dem Stadtteil, den Lars bewohnte, musste man mit dem Zug überqueren. Man fuhr eine ganze Stunde Lang dorthin und diese Stunde verweilte Lars, in dem er aus dem Fenster schaute und an nichts besonderes dachte. Damals hat er noch versucht auf diesem weg eine Zeitung zu lesen, jetzt aber waren ihm alle die Nachrichten dermaßen gleichgültig, dass er es ganz aufgegeben hat, sich für das aktuelle Geschehen zu interessieren.
So saß er da auf seinem Platz und betrachtete die Häuser, Spielplätze, Schulen und alles, was auf dem Weg gelegen war. Anbei überlegte er sich nie die Unterschiede zwischen dem, was innen und außen von dem Stadtteil der Träume passierte, schließlich war er dort nur für das Mauerbau zuständig. Ihm war es wichtig, dass die Ziegelsteine gleichmäßig und schlicht gelegen waren und dass nichts auffiel. Der Mauer wuchs auch schon zehn Jahre nach oben Hinauf und immer ergab sich etwas, was man noch nachbauen, oder nochmals anfertigen sollte. Zusammen mit anderen dreißig Arbeiter baute er also den Mauer immer größer und perfekter. Die Gewerkschaft versicherte ihm auch die Arbeit für nächste zwanzig Jahre, seit zehn Jahren war er also von der Pflicht befreit, sich eine andere Beschäftigung suchen zu müssen.
Als der Zug endlich ankam, nahm Lars noch den Bus, der ihn sicher über die Wiese brachte. Über die Wiese dürfte keine Zugverbindung gelegt werden, da sie schon zu dem Stadtteil der Träume gehörte und die dortigen Bewohner wünschten sich das nicht, da sie denen zum ausführen den Hunden und den Kindern zum spielen diente und der Zuglärm könnte sie belästigen.

Wer mal den Stadtteil der Träume bewohnte, verließ ihn auch ganz selten. Es war auch nicht allzu einfach, dort mal gewohnt zu haben, da man dafür seine Gründe haben und eine beitragende Wirtschaftskraft werden musste. Die einzigen, die zwischen dem Stadtteil der Träume und dem Rest der Stadt hin- und herreisten, waren die Arbeiter, die aus anderen Stadtteilen kamen, da es ziemlich teuer war, in der Stadtteil der Träume zu leben, und ihr Lohn ziemlich bescheiden war. Sie verweilten dort auch nie länger, als ihre Schicht andauerte, nie benutzten sie auch die Möglichkeit, noch nach der Arbeit zum Bierausschank zu schauen, ihre Aktivität dort beschrenkte sich also nur auf die Bau der Mauer.
Für die Maurer richtete die Regierung des Stadtteils der Träume Containerräume ein, damit sie dort in Ruhe in den Pausen essen konnten. Diese hielten sich auch an den Mahlzeiten Ablauf an, das immer in der gewissen Ordnung ablief. Jeder brachte immer, was er von Zuhause mitzunehmen geschafft hatte und teilte es mit anderen. Das hat sich auch die Regierung gewünscht, damit die Beziehungen in der Gewerkschaft gepflegt blieben. Dann aßen sie, zwar ohne sich zu viel miteinander zu unterhalten, räumten aber schließlich zusammen auf und kehrten zur Arbeit zurück.
Mal hat Lars ein riesiges Stück Hühnchen von gestern mitgebracht. So was hatten seine Kollegen nie, da ihre Frauen zu müde waren, für sie so großartig zum Kochen. Gleich hat sich das auch in der Gruppe herumgesprochen und bald war das ganze Hühnchen weg. Dieser Erfolg von seinem Hühnchen freute ihn, da Lars ein Mensch war, den es immer freute, wenn er anderen was gutes tun durfte.

Die Baustelle der Mauer des Stadtteils der Träumen bewohnten unzählige Katzen. Es hat sich immer ein Loch gefunden, in den sie sich hineinkriechen konnten und das taten sie. Sie vermehrten sich dort immer auch um die Jahreszeit, in der sich die Tiere normalerweise vermehren und ließen ihre Jungen im Winter überall herumlaufen. Diese sind dann für die Maurer erstmal zu einer enormen Belastung geworden, da sie ziemlich unvorsichtige Wesen waren und auf alles neugierig. Sinnlos versuchten die Arbeiter diese Plage zu bekämpfen, die Regierung der Stadtteil der Träume hat ja auch verboten, die Katzen aus der Bau zu räumen. Und so mussten sie, ob sie das wollten oder nicht, mit der Beachtung der kleinen Bewohner arbeiten.
Ab einem Moment haben sie sich mit den Katzen schon dermaßen zusammengelebt, dass sie angefangen hatten, denen die Namen zu vergeben. Und wenn immer die Arbeit gerade stillstand, erzählten sie sich kleine Geschichten über die oder andere Katze, wobei sie immer eine neue Geschichte zu erfinden hatten. Mal ist auch die Katze, über die es gerade erzählt wurde aufgetaucht, hörte interessiert zu, murmelte eine nur sich bekannte Antwort auf die Geschichte und verschwand wieder in ihrem Loch.
Nach der Arbeit vergaßen sie wieder alle Katzen und Geschichten über denen und führten wieder zu ihren besorgten Haushalten zurück, über die Wiese und dann mit dem Zug. Ebenso vergaßen sie dann die Baustelle und die Regierungsvorschriften. Der schwere Tag war dann vorüber.

Der Baumeister erlaubte seinen Arbeiter ab und zu eine kleine Bierrunde, besonders, wenn es gerade an die Arbeit fehlte. Man kaufte dann einen großen Fass und setzte sich rund um den. Die Maurer wetteten immer, wer am meistens Bier ins Magen zu bringen schafft und alle zählten laut, als es getrunken wurde. Der schnellste und der größte Trinker bekam sein Bierlein kostenlos.
Mal gewann Lars die Runde und aus der Freude, dass es ihm gelungen ist, spendierte er nächsten Fass für alle. Dann tranken sie reichlich und der nächste Gewinner spendierte nächste Runde. Zum Schluss hatte jeder schon genug ins Mund gekriegt und die Arbeit musste auf nächsten Tag verschoben werden. Und trotz den gemeinsamen Kopfschmerzen an dem nächsten Tag freute es die Gewerkschaft, weil die Arbeiter auf diese Weise zufriedener waren.
Und obwohl sie alle in diesem Zustand fürchterlich auffielen, waren sie dermaßen glücklich, dass sie beschlossen hatten, diesmal zusammen den Zug zu nehmen und sich neben einander zu setzen. Dann sangen sie noch betrunkene Lieder über gütige Frauen und deren Töchter. Und obwohl sie dann später weiterhin nie wieder neben einander gesessen sind, behielten sie diesen Abend in der besten Erinnerung.
In der unmittelbaren Nachbarschaft der Mauerbau verkauften die Stadtweiber ihre Körbe. Die vorbereiteten sie in den Stadtteil-Werkstätten an anderem Ende des Stadtteils der Träumen und verkauften zu einem günstigen Preis an die Bewohner. Sie gebrauchten die Körbe später auf dem Markt. So ein Korb war nach einem Jahr aufgebraucht und die Weiber mussten es mit der neuen Produktion rechtzeitig schaffen. Trotzdem hatten sie nicht immer Kundschaft, und wenn sie gerade keine hatten, unterhielten sie sich mit den Maurern.
Die Weiber hatten ihre spezielle Art sich mit den Arbeiter zu unterhalten. Sie behandelten sie immer mit einer mütterlichen Vorsorge, fragten immer, wie es denn gerade mit der Frau ergeht und ob sie reichlich bei der Mahl Zeit gegessen haben. Mal hatte der eine oder der andere Bauchschmerzen, dann ging er zu den Stadtweibern und betete um einen Melisentee. Die freuten sich immer, wenn er mit so einem Wunsch kam, da sie immer reichlich in jeglichen Tee versorgt waren und so fand es sich immer jemand, der einen trinken wollte.
Diese Beziehungen zu den Weibern waren bei der Gewerkschaft auch willkommen, da sie sich keine Sorgen um das Befinden seinen Arbeiter machen müsste und das hielt diese zufrieden.

Jeden Tag fuhr also Lars über die Stadt und jeden Abend kehrte er mit dem selben Weg zurück. Jedes Mal machte er sich auch einen kleinen Spaziergang auf dem Rückweg. Um die Jahreszeit waren die Blätter von den Bäumen gefallen und lagen machtlos auf der Straße. Lars ging, träumte vor sich hin und überlegte:
´Mir fällt nichts ein, was dem anderen auch nicht einfällt. Tatsächlich ist es nicht das Ziel, etwas bestimmtes zu Erreichen, sondern in einem Prozess Teil zu nehmen, das irgendwann mal zu einem Ergebnis führt. Was aber dieses Ergebnis ist, ist in dem Moment völlig unbedeutend. Man ist ja schließlich nicht selbst der Herr des eigenen Schicksals, sondern sie ist immer von Oben bestimmt. Hier endet die Macht, die wir im Leben besitzen. Es ist nicht unsere Aufgabe, zu wissen, welchem Zweck dienen die Schritte, die wir vornehmen.´
So ging er und reflektierte.

Ein gelbes, schwaches Blatt fiel zum Boden.






Mittwoch, 12. November 2014

Rollenverteilung im Arbeitsalltag und in der Familie

    Anna und Mark stehen am Bahnsteig und warten auf ihr Zug. Sie waren mit den Kindern in der Stadt und haben dort eingekauft. Jetzt verspätet sich der Zug und alle vier frieren in der Kälte. Um das kalte Wetter zu vergessen, ließt Mark die Zeitung, Anna dagegen spricht mit den Kindern.
    Mark arbeitet in der leitenden Position bei einem amerikanischen Unternehmen. Er hat sich dort über die Jahre hochgearbeitet und schließlich hat ihm die Firma die Stelle des Managers der münchner Filiale angeboten. Anna arbeitet als Sekretärin in dem selben Unternehmen. In der Arbeit begegnen sie sich in den Mittagspausen und essen gewöhnlich zusammen. Das Essen für die beiden bestellt immer Mark und Anna sucht nach freien Plätzen in der Kantine.
    Für sich bestellt Mark etwas vom Vollkost, Anna bekommt immer auch Salad dazu. Sie räumen auch schließlich schließlich zusammen auf und bringen schmutziges Geschier zum Abstellfenster. Beim Essen unterhalten sie sich über den Kindergeburtstag. Sie überlegen sich die Geschenke. Für zweijähriges Kind würde Anna gerne ein Stoffteddy kaufen, weil es so weich ist und das Bedürfniss des Kindes nach Wärme deckt. Mark steht eher für ein Holzeisenbahn, weil er dann auch gerne mitspielen und Spaß mit dem Kind haben würde. Schließlich treffen sie Entscheidung beides zu kaufen.
    Zuhause verabschieden sie erst mal das Kindermädchen. Dann vorbereitet Anna das Abendessen, Mark sitzt noch an seinem Notebook und beantwortet die Korrespondenz. Die Kinder schauen ihm dabei zu und zeigen interessiert auf den Bildschirm. Das Essen ist fertig und Anna ruft alle ins Wohnzimmer. Kinder genießen Polentasternchen, die Eltern ihren Brot. Anna schaut immer auch besorgt dem Kleinen zu, und hilft ihm dabei kleine Sternchen aus den Tomatensoße auszufischen. Nach dem Essen räumt Mark auf und spüllt mit Hilfe der älteren Tochter.
     Unsere Rollen und die Aufgaben, die wir im Arbeitsalltag zu bewältigen haben, übertragen wir oft auf unser Familienleben. Je älter wir sind, desto weniger flexibel bewegen wir uns zwischen unterschiedlichen Rollen. Das, was wir einmal anlernen und wo wir uns ´gut am Platz´ fühlen, wenden wir gerne in unterschiedlichen Bereichen an. Durch jede Nächste Aufgabe, die im Bereich unseres Rollenbildes liegt, bestätigen wir unsere Stärken. Dies kann unser Leben sehr Positiv beeinflußen, andererseits, wenn die Rolle, die wir täglich mit Erfolg erfüllen, plötzlich verschwindet, fühlen wir uns wertlos.

Montag, 10. November 2014

Unser Weg

              Der Weg, den sie nahmen, führte über die Maisfelder. Der Mais wuchs hoch in diesem Herbst und duftete leicht süßlich in der Abendsonne. Aus der Weite, von der Nähe der Wohnsiedlungen hörten sie Kinder, die noch um die Uhrzeit draußen spielen durften, da die Schule noch nicht angefangen hatte. Die Pferde waren müde und, obwohl es Joschka schon eilig nach Hause war, liefen langsam, in ihrem eigenen Tempo. Solche Momente mochte er dann nicht mit Gesprächen verweilen und so schwiegen sie beide den ganzen Weg lang. Johann beschwerte sich ganz und gar nicht, da er endlich seine Beine hochziehen und auf dem Beifahrersitz etwa ruhe finden durfte. Schließlich werden sie bald zu Hause und dann wird es gelernt für die Schulprüfung im Winter. Und ab dem Nächsten Jahr geht er zur Schule und es wird kein Milch zum abliefern mehr geben. So träumte Johann, bis auf sie endlich nach Hause eintrafen.
Joschka, der Milchmann, hatte nur den einzigen Sohn. Seit vorletzten Sommer fehlte die Frau von Joschka und der Amt wollte kleinen Jo wegnehmen, da es sich nicht sicher war, ob der Junge es ansonsten mit der Schule schaffen wird. Joschka hat sich aber dermaßen bemüht, dass der Amt ihm schließlich Jo da gelassen hat, unter der Bedingung, dass der Junge die Prüfungen für die Schule erfolgreich besteht. Bis zu den Prüfungen jedoch blieb sein Sohn bei ihm und, da man ansonsten nicht wüsste, was man mit ihm machen sollte, half er Joschka täglich das Milch abzuliefern.
Als sie nach Hause kamen, musste man als erste die leeren Milchflaschen aus dem Wagen nehmen und in die Küche zum aufkochen rein stellen. Dort befand sich ein spezieller Platz für die Flaschen die Joschka täglich mitbrachte. Er stellte auch gleich drei große Töpfe mit Wasser auf dem Herd. Gleich wird das Wasser kochen und dann kann man dort die Flaschen rein stellen. Die werden so die ganze Nacht durch kochen, so dass sie frisch für den Morgen und für das neue Milch werden. Dann wird es gegessen und gelernt.

Zum Abendbrot setzten sie sich immer, als die Pferde und die Milchflaschen schon versorgt waren. Da half Jo immer indem er kleine, nicht allzu schwere Sachen in das Haus trug. Joschka versorgte die Pferde und Jo vorbereitete das Essen, so weit er das nur in seinem kindlichen alter tun konnte. Zum Essen gab es immer etwa Brot, Frischkäse, Marmelade, Schinken und frisches Milch von den Kühen. Joschka trank noch einen mächtigen Kaffee dazu – ohne Kaffee schlief er schon im stehen, ganz wie seine Pferde – den vorbereitete er aber selber, da der Herd kleinem Jo viel zu hoch war.
Als sie sich zum Tisch setzten, rezitierte Joschka erst mal ein kurzes Gebet. In diesen Momenten dachten die beiden an die Ma, die es damals immer tat, niemand gab es aber laut zu. Joschka bedankte sich bei dem Gott für alle seine Gaben, dass sie beide genug zum Essen hatten, und für das Haus, für das Bett zum ausruhen und sagte immer, Gott sei Großzügig zu den Menschen auf Erden. ´Wieso ist Ma nicht mehr mit uns, wenn Gott so großzügig ist?´ - dachte dann immer Jo, Das dachte er aber nur zu sich selbst, da er in seinem Alter schon wusste, man stellt solche Fragen den Erwachsenen nicht. Dann aßen sie friedlich und schweigsam, anschließend bat Joschka Jo, seine Schulhefte mit zu bringen.
Mal hat Joschka versucht einen Lehrer für Jo zu besorgen, alle aber, die in der Stadt wohnten, absagten nach und nach wegen des langen Weges und der einzige, der nicht abgesagt hatte, verlangte dermaßen hohen Preis, dass er sich das nicht leisten konnte. Und so unterrichtete er seinen Sohn selber, mit größerem oder kleinerem Erfolg, aber der Junge lernte jeden Abend außer Sonntag. Jo war viel mehr begabt in den mathematischen Aufgaben als im Lesen, und die machten ihm eindeutig mehr Spaß. Lesen und schreiben musste er aber, da die Schule großen Wert auf Sprache legte und die Kinder dort Dichten und rezitieren lernten. Um so mehr verlangte Joschka, dass Jo sich mit verschiedener kindlichen Literatur befasste und auch mit der für Jugendliche. Mit dieser Erziehung wuchs Jo in der Atmosphäre der großen Verantwortung, die auf ihm lag und, vergleichend mit seinen Gleichaltrigen, reifen Gedanken und Sentenzen aus den Bücher, die Joschka sein Leben lang ansammelte und seinem Sohn am Abend vorließ.

Täglich hatte Joschka vierzig Milchflaschen abzuliefern. Die Haushälte, die er zu versorgen hatte, gehörten oft zu den Mitarbeitern den Fabriken aus der Industriegegend. Da die Kunden von Joschka alle eher bescheiden lebten, bekam er immer, wenn an jenem Tag das Geld für das Milch fehlte, einen kleinen Stück Schinken oder Käse. Bei manchen verweilte er dann immer zu einer kleinen Mahlzeit. Dann erzählte immer die Frau des Hauses über die Messe und wie es dem Pastor und seiner Familie geht. Mal schenkte man etwa Kreuterschnaps ein und alle, außer Jo bekamen klein bisschen davon. Er dagegen saß da und hörte Erwachsenengespräche zu. Manchmal spielte er mit dem Hund und schaute ihm zu, als er anfing, nach seinem eigenen Schwanz zu suchen. Der Hund drehte sich immer dann im Kreis und versuchte, seinen Schwanz zu erwischen. In diesen kurzen Momenten durfte sich Jo wie ein Kind in seinem Alter benehmen und lachte dann immer. ´Lass den armen Hund in Ruhe. Komm, wir gehen jetzt´ - meinte gewöhnlich Joschka, dann verabschiedeten sich und gingen weiter zu den anderen Familien, die sie versorgten.
Es war nicht immer leicht, den Wagen mit den Pferden zwischen den Häuser zu fahren. Mal war der Weg zu schmal und die beiden mussten den Umweg nehmen. Mal war auch die Straße nach dem Regnen noch matschig und der Wagen blieb stehen. Dann musste Joschka aussteigen und schimpfend den Wagen aus der Matsch raus ziehen. Das reizte die Pferde die dann ungedultig stampften. Manchmal ging dafür die ganze Halbe Stunde verloren und der Tag verzögerte sich. Wenn sie dann endlich geschafft haben, zwischen den grauen Häuser durchzufahren, blieb gar keine Zeit übrig und sie freuten sich so bald, als alles erledigt war.

Außer dem Milch von den Kühen bekamen Joschka und sein Sohn noch täglich frische Eier. Die Hühner liefen überall durch den Garten und hatten ihren Aufgang in die Küche. Manchmal züchtete Joschka neue Hühner aus den Eier. Die legte er dann in ein warmes Nest und lass eine Ente da, so dass sie Ruhe hatte und sich um Nachwuchs kümmern konnte. Damals geschah es im Hühnerstahl, nachdem aber ein erwachsener Huhn einem Kucken die Augen auskratzte und die Feder ausrieß, beschloss Joschka die Hännen und ihre Neugeborenen in einen ruhigeren Ort zu verlegen. Das blinde Kücken bewohnte seitdem das Zimmer von Jo und lebte sich mit ihm zusammen.
Zum Neujahr schlachtete Joschka immer einen Huhn. Das tat er in der Schäune, hinter der verschlossenen Tür. Erst fing er den Huhn und hielt ihn am Boden. Dann schlachtete er sein Kopf ab. Der kopflose Huhn lief dann eine Weile hektisch über die Schäune und blutete herum, bis auf seine Beine nicht mehr arbeiteten, dann fiel er am Boden, zitterte noch ein wenig und starb. Jo wunderte sich immer, wieso der tote Huhn doch laufen kann, aber nachfragen tat er nie. Nur seinen Huhn hatte Joschka nie schlachten dürfen. Das verstand Joschka gut und bestand nie darauf, den blinden Huhn auf irgendeine Weise in der Wirtschaft zu nutzen.
Als die Ma noch lebte, zubereitete sie den Huhn auf nur ihr bekannte, geheimnisvolle Art. Dann saßen sie alle zu dritt bei dem Neujahrstisch und genossen den Huhn. Jetzt versuchte Joschka verzweifelt dieses wunderbare Gericht nachzumachen, was ihm nicht allzu gut gelang. Jo freute es aber schließlich, das diese Tradition andauerte und meckerte nicht, auch wenn der Huhn nicht ebenso gut schmeckte, wie der Ma´s.

Seit Ma fehlte blieb dem Joschka nicht allzu viel Zeit, die er mit anderen Männer verbringen dürfte. Schließlich war Jo jetzt das wichtigste und er brauchte viel Aufmerksamkeit. Da Joschka aber im Dorfleben nicht ganz fehlen wollte, ging er jeden Samstag zum Pokern ins Nachbarhaus. Jo nahm er immer mit. Er saß dann immer neben Joschka und schaute sich seine Karten an. Sie tauschten immer Blicke, als eine Karte zum Spielen vorkam. Joschka zeigte dann immer auf die Karte, die er spielen wollte und Jo beantwortete es mit einem leuchtenden Blick.
Die Männer aus dem Dorf freuten sich immer auf Jo´s Gesellschaft beim Spielen. Er bekam auch immer ein Glas Kuhmilch und paar frischgebackene Plätzchien. Die Männer tranken immer Malzbier. So eine Runde Poker konnte manchmal zu den späten Abendstunden andauern. Als die Männer schon genug vom Malzbier hatten, fingen sie an zu Singen. Diese Gesänge liebte Jo, obwohl er nur ganz leise da saß und zuhörte. Und schaute sich alten Matze an.
Alter Matze war derjenige, der immer die letzte Runde gewann. Man wusste, dass Matze die ganze Zeit zurückgezogen bleibt, um schließlich seine Geschicklichkeit zu beweisen und sich den Sieg zu holen. Matze blieb aber, trotz den vielen Gewinnen immer gelassen und freundlich, auf jeden Fall zu Jo.
- Na, wen haben wir denn hier? Ist unser kleine Kamerad wieder dabei? - fragte er, wenn immer er Jo sah.
Jo schaute dann immer hoch zu seinem mit Farbe von der heftigen Sonne bedeckten Gesicht und schrie:
- Ja, teurer Matze, mit dem Papa bin ich wieder dabei!
- Ich bekomme mein Gläschien, du bekommst deins.
Sagte Matze jowial. Und wenn Jo nicht mehr neben Joschka sitzen wollte, setzte er sich immer neben Matze.
- Du kommst mir jetzt Glück zu bringen, mein Freund.
Matze lächelte.
- Verderbe mir bloß hier nicht meinen Sohn.
Bat Joschka und alle lachten.
Als alle schon reichlich von diesem Abendgenuss hatten und sich langsam zur Ruhe begeben wollten, nahmen Joschka und Jo den Abschied. Joschka fühlte das viele Malzbier in seinem Kopf schwebend und ging Mit Jo noch zum Brunnen um etwa frischen Luft zu lauschen. Sie setzten sich dann auf der alten Brücke und verweilten so in der Stille der Nacht.
- Papa, was sind die Sterne?
- Die sind unsere Begleiter. Jeder von uns hat ein Stern im Himmel, der sich um ihn sorgt.
- Hat der Stern jemals gelebt, wenn er sich Sorgen machen kann?
- Alle Sterne waren mal Menschen am Erde, dann sind sie zu Sternen geworden.
- Ist Ma jetzt auch ein Stern?
- Bestimmt.
- War Ma früher im Brunnen, als sie lebte?
- Sie liebte den Brunnen, so wie sie Dich liebte.
- Liebte sie Dich auch?
- Das weißt niemand, mein kleiner.
Joschka Lauschte noch eine Weile und stand auf. Es blieb nichts mehr zu sagen.






Wie scheitert Familie-Kariere-Planung

Louisa, Danny und Charlotte kommen alle drei aus einer Intelligenter-Familie. Die Mutter arbeitet in der Schulbibliothek, der Vater ist ein Ingenieur. Zu hause war das schon so gepflegt, dass ein Mädchen möglichst viel erreichen sollte und gleichzeitig ein glückliches Familienleben haben sollte. Wie sich jedoch dieser Traum der Eltern verwirklicht hatte, ist ganz unterschiedlich in jenem Fall der drei Schwester.
Louisa (40) arbeitet als Dozentin an der Uni und führt ein eigens Verlag. Sie hat ihren Mann in der Studienzeit kennengelernt. Obwohl sie mit ihm ihre Zukunft von Anfang an geplant hatte, mit der Familie warteten die beiden, bis auf sie ihren Doktortitel erwirbt. Mittlerweile haben sie schon zwei Jungs. Louisa arbeitet im Vollzeit, dafür ist ihr Man auf Teilzeit beschäftigt und er kümmert sich meistens um die Kinder. Als Hauptverdienerin beschwert sich Louisa jedoch nicht um ihr Leben, obwohl sie zugibt, dass sie gerne mehr zeit in die Familie investieren würde.
Danny (45) ist eine Finanzfrau bei einem Finanzunternehmen. Sie und ihr Man hatten sich bei der Arbeit kennen-gelernt und waren zuerst Freunde. Für die Kinder haben sie sich spät entschieden, da die Karriere im Vordergrund stand. Heute zählt die Familie schon vier Köpfe. Die Eltern sind beide Mehrverdiener, deshalb können sie sich eine Nanny gönnen, ohne dass jede von ihnen auf die Kariere verzichten muss, bei ihren verantwortungsvollen Positionen können sie sich auch nicht erlauben einen längeren Urlaub zu nehmen und aus dem Arbeitsmarkt auszufallen. Unzufrieden sind sie nicht, jedoch bewusst dessen, dass sie nicht ausreichend Zeit mit Kindern verbringen können.
Charlotte (42) hat ihren Man auf dem Gymnasium kennengelernt. Das erste Kind kam schon im Studium und so hat Charlotte ihren Abschluss nicht gemacht. Danach kamen zwei Nächste Kinder. Als erste waren sie gut von den Großeltern versorgt, Charlotte´s Man hat auch den Chemiker-Abschluss gemacht und verdient mittlerweile genug um die Familie zu ernähren. Charlotte leidet nicht wegen der Mutter-Rolle, bereut öfters jedoch, dass es ihr mit dem Abschluss nicht allzu gut gelungen ist.
So weit von der Realität ist der Traum unseren Eltern entfernt, dass wir in der Familie und in der Kariere glücklich werden sollen. Für die doppelte Lebensführung fehlt die Unterstützung von der Seite der Institutionen und Behörden. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht immer noch die Atmosphäre der Kontinuität und wir müssen immer in unserem Job dabei sein. Auch an den Unis und in den Büros sind die jungen Mutter unwillkommen. Dieses Modell bleibt ein Traum der wirtschaftlich starken Intelligenz und trifft auf seinem Wege so viele Hindernisse, dass es unwahrscheinlich ist, dass es sich jemals verwirklichen wird.