In dem Moment, in dem Lars
aufwachte, hat der neblige Morgen erst angefangen. Um die Jahreszeit
fing er gerade dann an, wenn die innere Uhr den Menschen sagte, dass
es schon an die Zeit wäre, langsam sich aus der Bettwäsche
herauszukriechen und die erste Zigarette anzuzünden. Dies tat auch
Lars. Er stand auf und ging zum Fenster. Da er es nicht gerne hatte,
in einem angerauchten Zimmer zu sitzen, öffnete er als erstes das
Fenster. Das Kalte Luft kam ins Zimmer hinein. Er mochte dieses Kalte
Luft auf der nackten Haut zu spüren. Er fühlte sich, als ob er auf
einem Eisberg aufgewacht wäre und atmete hungrig diese Kälte ein.
So rauchte er seine Zigarette um den restlichen Schlaf von seinen
Schultern abzubekommen.
Als er die Zigarette fertig
rauchte, schaute er erst mal auf die Uhr. 7.30. Um 10 Uhr sollte
seine Schicht im Stadtteil der Träume anfangen. Noch gerade genug
Zeit einen Kaffee zu trinken, dachte Lars, und ging in die Küche.
Dort stellte er das Wasser auf den Herd und fing an das Brot zu
vorbereiten.
Das Brot vorbereitete er
immer sehr sorgfältig. Es sollte ja für alle drei Pausen reichen
und reichlich belegt sein, damit es ihm bei der Arbeit an Nahrung
nicht fehlte. Dafür nahm er immer etwa Schinken, Käse, Fisch und
Salat. Die Brote beschmierte er auch mit genügend Butter damit er
mit Fett versorgt war. Er machte sich keine Sorgen, dass er
vielleicht zu viel zu essen mitnahm, es wird sich schließlich jemand
finden, mit dem er seine Mahlzeit teilen wird. Und da Lars ein von
wenigen war, die seine Brote in der Ruhe vorbereiten durften, nahm er
immer etwas mehr davon in die Arbeit mit.
Der Weg in den Stadtteil
der Träume von dem Stadtteil, den Lars bewohnte, musste man mit dem
Zug überqueren. Man fuhr eine ganze Stunde Lang dorthin und diese
Stunde verweilte Lars, in dem er aus dem Fenster schaute und an
nichts besonderes dachte. Damals hat er noch versucht auf diesem weg
eine Zeitung zu lesen, jetzt aber waren ihm alle die Nachrichten
dermaßen gleichgültig, dass er es ganz aufgegeben hat, sich für
das aktuelle Geschehen zu interessieren.
So saß er da auf seinem
Platz und betrachtete die Häuser, Spielplätze, Schulen und alles,
was auf dem Weg gelegen war. Anbei überlegte er sich nie die
Unterschiede zwischen dem, was innen und außen von dem Stadtteil der
Träume passierte, schließlich war er dort nur für das Mauerbau
zuständig. Ihm war es wichtig, dass die Ziegelsteine gleichmäßig
und schlicht gelegen waren und dass nichts auffiel. Der Mauer wuchs
auch schon zehn Jahre nach oben Hinauf und immer ergab sich etwas,
was man noch nachbauen, oder nochmals anfertigen sollte. Zusammen mit
anderen dreißig Arbeiter baute er also den Mauer immer größer und
perfekter. Die Gewerkschaft versicherte ihm auch die Arbeit für
nächste zwanzig Jahre, seit zehn Jahren war er also von der Pflicht
befreit, sich eine andere Beschäftigung suchen zu müssen.
Als der Zug endlich ankam,
nahm Lars noch den Bus, der ihn sicher über die Wiese brachte. Über
die Wiese dürfte keine Zugverbindung gelegt werden, da sie schon zu
dem Stadtteil der Träume gehörte und die dortigen Bewohner
wünschten sich das nicht, da sie denen zum ausführen den Hunden und
den Kindern zum spielen diente und der Zuglärm könnte sie
belästigen.
Wer mal den Stadtteil der
Träume bewohnte, verließ ihn auch ganz selten. Es war auch nicht
allzu einfach, dort mal gewohnt zu haben, da man dafür seine Gründe
haben und eine beitragende Wirtschaftskraft werden musste. Die
einzigen, die zwischen dem Stadtteil der Träume und dem
Rest der Stadt hin- und herreisten, waren die Arbeiter, die aus
anderen Stadtteilen kamen, da es ziemlich teuer war, in der Stadtteil
der Träume zu leben, und ihr Lohn ziemlich bescheiden war. Sie
verweilten dort auch nie länger, als ihre Schicht andauerte, nie
benutzten sie auch die Möglichkeit, noch nach der Arbeit zum
Bierausschank zu schauen, ihre Aktivität dort beschrenkte sich also
nur auf die Bau der Mauer.
Für die Maurer
richtete die Regierung des Stadtteils der Träume Containerräume
ein, damit sie dort in Ruhe in den Pausen essen konnten. Diese
hielten sich auch an den Mahlzeiten Ablauf an, das immer in der
gewissen Ordnung ablief. Jeder brachte immer, was er von Zuhause
mitzunehmen geschafft hatte und teilte es mit anderen. Das hat sich
auch die Regierung gewünscht, damit die Beziehungen in der
Gewerkschaft gepflegt blieben. Dann aßen sie, zwar ohne sich zu viel
miteinander zu unterhalten, räumten aber schließlich zusammen auf
und kehrten zur Arbeit zurück.
Mal hat Lars ein
riesiges Stück Hühnchen von gestern mitgebracht. So was hatten
seine Kollegen nie, da ihre Frauen zu müde waren, für sie so
großartig zum Kochen. Gleich hat sich das auch in der Gruppe
herumgesprochen und bald war das ganze Hühnchen weg. Dieser Erfolg
von seinem Hühnchen freute ihn, da Lars ein Mensch war, den es immer
freute, wenn er anderen was gutes tun durfte.
Die Baustelle
der Mauer des Stadtteils der Träumen bewohnten unzählige Katzen. Es
hat sich immer ein Loch gefunden, in den sie sich hineinkriechen
konnten und das taten sie. Sie vermehrten sich dort immer auch um die
Jahreszeit, in der sich die Tiere normalerweise vermehren und ließen
ihre Jungen im Winter überall herumlaufen. Diese sind dann für die
Maurer erstmal zu einer enormen Belastung geworden, da sie ziemlich
unvorsichtige Wesen waren und auf alles neugierig. Sinnlos versuchten
die Arbeiter diese Plage zu bekämpfen, die Regierung der Stadtteil
der Träume hat ja auch verboten, die Katzen aus der Bau zu räumen.
Und so mussten sie, ob sie das wollten oder nicht, mit der Beachtung
der kleinen Bewohner arbeiten.
Ab einem Moment
haben sie sich mit den Katzen schon dermaßen zusammengelebt, dass
sie angefangen hatten, denen die Namen zu vergeben. Und wenn immer
die Arbeit gerade stillstand, erzählten sie sich kleine Geschichten
über die oder andere Katze, wobei sie immer eine neue Geschichte zu
erfinden hatten. Mal ist auch die Katze, über die es gerade erzählt
wurde aufgetaucht, hörte interessiert zu, murmelte eine nur sich
bekannte Antwort auf die Geschichte und verschwand wieder in ihrem
Loch.
Nach der Arbeit
vergaßen sie wieder alle Katzen und Geschichten über denen und
führten wieder zu ihren besorgten Haushalten zurück, über die
Wiese und dann mit dem Zug. Ebenso vergaßen sie dann die Baustelle
und die Regierungsvorschriften. Der schwere Tag war dann vorüber.
Der Baumeister
erlaubte seinen Arbeiter ab und zu eine kleine Bierrunde, besonders,
wenn es gerade an die Arbeit fehlte. Man kaufte dann einen großen
Fass und setzte sich rund um den. Die Maurer wetteten immer, wer am
meistens Bier ins Magen zu bringen schafft und alle zählten laut,
als es getrunken wurde. Der schnellste und der größte Trinker bekam
sein Bierlein kostenlos.
Mal gewann Lars
die Runde und aus der Freude, dass es ihm gelungen ist, spendierte er
nächsten Fass für alle. Dann tranken sie reichlich und der nächste
Gewinner spendierte nächste Runde. Zum Schluss hatte jeder schon
genug ins Mund gekriegt und die Arbeit musste auf nächsten Tag
verschoben werden. Und trotz den gemeinsamen Kopfschmerzen an dem
nächsten Tag freute es die Gewerkschaft, weil die Arbeiter auf diese
Weise zufriedener waren.
Und obwohl sie
alle in diesem Zustand fürchterlich auffielen, waren sie dermaßen
glücklich, dass sie beschlossen hatten, diesmal zusammen den Zug zu
nehmen und sich neben einander zu setzen. Dann sangen sie noch
betrunkene Lieder über gütige Frauen und deren Töchter. Und obwohl
sie dann später weiterhin nie wieder neben einander gesessen sind,
behielten sie diesen Abend in der besten Erinnerung.
In der
unmittelbaren Nachbarschaft der Mauerbau verkauften die Stadtweiber
ihre Körbe. Die vorbereiteten sie in den Stadtteil-Werkstätten an
anderem Ende des Stadtteils der Träumen und verkauften zu einem
günstigen Preis an die Bewohner. Sie gebrauchten die Körbe später
auf dem Markt. So ein Korb war nach einem Jahr aufgebraucht und die
Weiber mussten es mit der neuen Produktion rechtzeitig schaffen.
Trotzdem hatten sie nicht immer Kundschaft, und wenn sie gerade keine
hatten, unterhielten sie sich mit den Maurern.
Die Weiber
hatten ihre spezielle Art sich mit den Arbeiter zu unterhalten. Sie
behandelten sie immer mit einer mütterlichen Vorsorge, fragten
immer, wie es denn gerade mit der Frau ergeht und ob sie reichlich
bei der Mahl Zeit gegessen haben. Mal hatte der eine oder der andere
Bauchschmerzen, dann ging er zu den Stadtweibern und betete um einen
Melisentee. Die freuten sich immer, wenn er mit so einem Wunsch kam,
da sie immer reichlich in jeglichen Tee versorgt waren und so fand es
sich immer jemand, der einen trinken wollte.
Diese
Beziehungen zu den Weibern waren bei der Gewerkschaft auch
willkommen, da sie sich keine Sorgen um das Befinden seinen Arbeiter
machen müsste und das hielt diese zufrieden.
Jeden Tag
fuhr also Lars über die Stadt und jeden Abend kehrte er mit dem
selben Weg zurück. Jedes Mal machte er sich auch einen kleinen
Spaziergang auf dem Rückweg. Um die Jahreszeit waren die Blätter
von den Bäumen gefallen und lagen machtlos auf der Straße. Lars
ging, träumte vor sich hin und überlegte:
´Mir fällt nichts ein,
was dem anderen auch nicht einfällt. Tatsächlich ist es nicht das
Ziel, etwas bestimmtes zu Erreichen, sondern in einem Prozess Teil zu
nehmen, das irgendwann mal zu einem Ergebnis führt. Was aber dieses
Ergebnis ist, ist in dem Moment völlig unbedeutend. Man ist ja
schließlich nicht selbst der Herr des eigenen Schicksals, sondern
sie ist immer von Oben bestimmt. Hier endet die Macht, die wir im
Leben besitzen. Es ist nicht unsere Aufgabe, zu wissen, welchem Zweck
dienen die Schritte, die wir vornehmen.´
So ging er und
reflektierte.
Ein gelbes, schwaches
Blatt fiel zum Boden.
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